Themencluster "Jenseits klassischer Diversität?"

Deutungs- und Handlungsoptionen zu gesellschaftlichen Reizthemen (etwa „Klimawandel“, „vegane Ernährung“, „Schutzimpfungen“, „Nachhaltigkeit“, „Migration“, „Superreiche/Luxus“) erlangen eine zunehmende diskursive Präsenz mit hohem gesellschaftlichem Konflikt- und Fragmentierungspotential sowie starkem Transformations- und Legitimationsdruck für soziale Praktiken und Identitätskonstruktionen. Damit befördern sie gesellschaftliche Diversität in einer Qualität, die mit tradierten klassischen Kategorien wie Klasse, Geschlecht, Religion, Alter, ethnische Herkunft nurmehr schwerlich empirisch und theoretisch zu fassen ist. Cluster 3 begreift die aktuellen Deutungen und Diskurse, Praktiken und Konstruktionen um „Nachhaltigkeit“ im Allgemeinen und um „Luxus“ im Besonderen als prägnante Beispiele dafür, wie Identitätskonstruktionen und gesellschaftliche Diversität themenspezifisch hervorgebracht werden. Auf Grundlage der historischen Transformationen, der kommunikativen Aushandlungsprozesse und der sozialen Ausdifferenzierungen der Verständnisse von Luxus erforscht Cluster 3 das dynamische Spannungsverhältnis zwischen Überbietung und Verschwendung einerseits und Verzicht und Verlust andererseits gezielt jenseits von ökonomisch fundierten, sozialen Distinktionen mit Fokus auf die emotionalen und moralischen, ästhetischen und politischen Implikationen der Steigerung wie auch der Subtraktion von Möglichkeiten zum Überschreiten des „Normalen“. In den Fokus nehmen wir hierbei die multiplen und heterogenen Funktionen von Luxus als Distinktionsmerkmal, die eng verknüpft sind mit einer beständigen Transformation des Luxusbegriffes selbst – insbesondere während des Frühkapitalismus und in der unmittelbaren Gegenwart. So beinhalten Definitionen von Luxus zwar immer den Ausschluss bestimmter Individuen und Gruppen, jedoch sind diese jeweils determiniert durch die sozio-historischen Kontexte des definierten Luxus. Somit kann Luxus sowohl ostentativ sichtbar (Prunk, Reichtum, Repräsentation) als auch betont unsichtbar (z.B. aktuelle Praktiken rund um Verzicht, Minimalismus bis hin zu „nachhaltiger Verschwendung“), oder sogar als potentiell subversiv (z.B. im Falle von Bewegungen wie den Sapeurs, bei Fake-Produkten oder in stark partieller/singulärer Teilhabe in der Jugendkultur) in Erscheinung treten. Solche Phänomene legen nahe, dass „Luxus“ als Identitätspraktik zunehmend jenseits klassischer Kategorien zu fassen ist. In der Herangehensweise des Clusters ergänzen sich diskursanalytische und bildsemiotische Untersuchungen, narratologische werden neben text- und bildhermeneutischen Analysen stehen.

Forschungsteam

Lernen Sie das Team hinter dem Cluster kennen.

Ekaterini Kepetzis
Professorin für Kunstgeschichte und Kunstvermittlung
Frank Polzenhagen
Professor für Linguistik (Anglistik)
Julia Hurtig
Wiss. Mitarbeiterin Kunstgeschichte
Jürgen Raab
Professor für Soziologie
Kathleen Starck
Professorin für Kulturwissenschaft (Anglistik)
Stella Butter
Professorin für Literaturwissenschaft (Anglistik)

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